Thomas  Werk

 

home   biography   works   contact   forum   legal notice

 

 

texts  contents   <<<  >>>    01  02  03  04  05  06  07  08  09

 

 

H a l l e l u j a


Oft, im großen, äußeren Glanz dieser Tage,
habe ich gehört, daß die Sieger irregeleitet sind
und ihr Tun, wie eine Saat, die dem Krieg Nahrung ist
und ihre Worte ersticken können.
Das Verderben Unschuldiger und gewaltige Untergänge und vergebliche Klagen
unter dem schutzlos wütenden Wahnsinn bringen das aus der Ordnung Geratene nicht mehr zum Stehen.
Es ist etwas Neues und Ungewöhnliches und es wird lange nicht enden.
In dieser Zeit dann, hängt der Schrecken gleichermaßen über allen, unerbittlich bei Tagesanbruch
und tief in der Nacht und die drückende Glut in den Sommern wechselt mit plötzlich hereinbrechenden Frösten
und die Gleichgültigkeit der Götter gegenüber
guten und bösen Taten erfüllt das langsame
Eintreten der Prophezeihung.
Das Wasser der Meere erhöht sich und der Atem
ist erschwert und an das drohende Verderben lange gewöhnt, ist man dabei noch weiter zu gehen.
Beifall und Ruhm erlangen in ihrer Unberechenbarkeit die hinfälligen Sklaven der Zahl
und sie sind ohne würdige Geschenke, einsam und voll Täuschung in der Liebe
und hinterlassen den Erdkreis ohne Gras.

Wie im Sturm ein auseinanderbrechendes Schiff
das Gewässer verseucht, ist ihr verheerendes Wüten,
daß einer umherirrenden Bevölkerung mit Rissen in den Stirnen.
Unablässig und mit wahrer Wut, Tag für Tag,
gehen sie vor, überhaupt, als gibt es die
Wechselfälle von Krieg und Frieden und das
unübersichtliche Menschenschicksal nicht,
errichten sie weltliche Gebäude und machen die
Wälder dem Erdboden gleich.
Auf ihrem finsteren Höhepunkt weigern sie sich,
wie Trunkene, zu sehen, was sie wissen, daß der Vollzug bevorsteht und sie zerren wird,
wie Überlebende einer Niederlage, zu den unbewohnbaren Stätten, den Zeugen ihrer eigenen Nacht.
Und sie reden sich noch immer ein, in schuldloses Unglück geraten zu sein, und halten daran fest,
obwohl längst hinab gestoßen, wie Leichen,
in das Dunkel der Erde voran.

Aber verbreitet ist das Nachgeben dem Ansturm
böser Begierden und wie unter Wettkämpfern gilt
es den Sieg.
Und der Enthemmte übertrifft den Verwahrlosten
und der Verräter fordert den Betrüger und
der Heuchler rät dem Schmeichler.
Und es treibt sie einzig die Hoffnung auf kurzen Reichtum, falschen Triumph und kalte Vergnügungen
und sie äffen das leere Geschwätz und werden aufgepeitscht vom wuchtigen Lärm der Städte, die
von Klagen, Geschrei und Gebeten durcheinander erfüllt sind.
Und sie sind daran erkennbar, daß sie nicht mehr erröten oder verstecken das Lachen hinter der Hand.
Und sie ersetzen die menschlichen Eingeweide,
reißen das Erdreich auf, verwüsten den Himmel
kämpfen erbittert gegen das Meer und klatschen
Beifall im rhythmischen Takt, wie von ansteckender Krankheit befallen.
Und ihr wildes Geschrei erachtet das für schlimmer, was wirklich eingetreten ist, nicht aber,
daß das gelegte Feuer, vom Wind angefacht, bald alles sofort ergreift
und verschlingt, wie eine Antwort das Übel.

Während das und noch viel größeres Unheil droht,
schallt lärmende Fröhlichkeit für ein vergnügungs-
süchtiges Volk durch die Nacht.
Die Vorzeichen sind weithin bekannt, aber
weder die Zahl der Waffen, noch der Raub an
Land, Wasser, Luft wird gehemmt, mehr noch,
wie rasend fügen sie Anderes abscheulich hinzu,
züchten verstümmelte Kreaturen und errichten
hoch aufgetürmte Städte.

Seuchen und Hunger, gleichermaßen, aber raffen
Tier und Menschenvolk überall dahin.
Und ebenso groß wie der Reichtum vermehrt wird,
ist der Aufwand ihn zu schützen und den gleichen Anblick bieten die Gesichter, die, wie Ertrinkende,
noch einmal aus den Fluten ragen, bevor kaltes, dunkles Wasser sie erhängt.
Aus keinem anderen Grund ist auch das Lachen sorgsam einstudiert und sind die Stimmen sehr laut,
wie, als ob Brüllen beruhigen könnte die erschütterte Ruhe im Innern.
All das führt dazu, daß sie sich widersetzen
einfacher Einsicht und unnachgiebig Ort und Zeit
zu ändern suchen, um durch Flucht zu entkommen
und auszulöschen das nächtliche Traumbild und
den eingeborenen Frieden.
So stürzen sie jeden Morgen hervor und begnügen
sich nicht damit, die von Wunden bedeckten Rücken und von Stürmen zerschlagenen Glieder hinzuhalten,
denn sie glauben sich unverletzlich und rasen weiter
in ihrer Verschwendungssucht und suchen die Wirkung
immer neuer Gifte.
Ihr gewaltiger Schlachtruf verbrennt die Luft.

Dann herrscht Stille und wie viele gibt es da noch,
die ohne Maske, Worte und Mienen, einfach,
ohne Auswahl oder Ablehnung, Ruhe bezeugen und
ergreifen eine Hand und tanzen und vollführen
heilige Handlungen?

© Thomas Werk  ·  2001