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D i e H
a n d i m F l u ß
Dunkel ist der Himmel. Ich bereite mich vor. Irrende
Schritte, die getan werden müssen. Lang, mühsam
und gründlich. Ich verstand mehr, als ich sah und sah
mehr, als ich begreifen kann. Dann habe ich das Unsichtbare
und Unbegreifliche für tauglich befunden. Stille. Das
Licht hat mich zuerst verwirrt und dann war es fort. Aber
ich habe gesucht, was ich nicht habe, und ohne zu sehen, wohin.
Ich habe nicht geahnt, wem ich gefolgt bin. Nacht für Nacht.
Und es war kurz und ich mußte ausruhen, ohne zu siegen.
Licht oder Schatten, Gras oder Stein, Vogel oder Fisch.
Aber ich bin vorwärts gegangen. Die Schuhe ein Menschenherz.
Die Hände ein Nest. Erst schnell und dann langsam.
Zuerst suchen und dann weiterziehen. Anfang und Ende des Krieges.
In Dunkelheit und dem Sinnen über den Tod.
Angst und Dankbarkeit und das Erscheinen des Lichtes.
Morgen für Morgen. Ich habe es gesehen und war wie geblendet.
Ein Neuling. Ohne Schule. Ich habe etwas für Liebe
gehalten, das es nicht war. Und aus mehr Gründen noch
nach Berührungen gesucht. Es war das erstemal, daß
ich den Schnee von innen sah. Für viele ist er weiß.
Für den Rest unersetzlich. Eine Art Brot im Winter.
Für andere kommt er zu spät. Und manchem ohne Antwort.
Ein plötzlicher Abschied, ohne erforschten Gesichtsausdruck.
Ich war sehr nahe dran. Ich war voraus. Ich war danach.
Und ich habe es kaum erkannt. Ich habe lange gebraucht.
( Davon später ) Und ich habe WOHIN gesagt. Ich habe
es nie vergessen.
Man sagt, es ist unumgänglich. Es heißt, dann
sieht man die Fehler ohne Bitterkeit. Und das Geheimnis.
Ich bleibe dabei. Ich atme ein und aus. Nichts, das bleiben
kann, aber alles vereint. Die Tiefe des Meeres, wie
das gemeinsame Handeln zwischen Mann und Frau. Makellos
und auf wunderbare Weise zu uns gekommen. Und genau befolgt
werden muß es. Winter und Sommer. Alles vereint.
Mit großer Mühe und durch lange Zeit. Ich habe gehofft,
etwas davon zu finden. Ich weiß nicht, ob ich etwas gefunden
habe. Alles, was ich aufgegeben und alles, was gekommen
ist, habe ich niemals besessen. Nicht Feuer, oder den Rauch
darum. Manchmal, und dort, wo ich nichts finden konnte,
habe ich begonnen. Genau genommen war ich nicht vorbereitet.
Sieht man näher hin, hatte ich wenig Geduld. Ich habe nicht
lange genug gestanden.
Ich war nicht dort. Ich habe Schmerz für Schmerzen gehalten.
Und irgend etwas für Trost. Sonderbar. Erst viel später
sah ich warum. Ich habe nichts aufhalten können. Obwohl
ich sorgsam war. Ich mußte meine Hand ausstrecken.
Und warten. Dann war es verschwunden. Ich bin geblieben.
GEH DAHIN UND FÜRCHTE NICHT DIE NACHT. Das haben andere
vor mir schon gesagt. Ich habe nur versucht, es zu finden.
Nur, um noch einmal von vorn anzufangen. Wie das Gesetz des
Windes, der kein Ende kennt. Ich habe dafür lange geübt.
Bei ruhigem Wetter und niemals bei Sturm. Manchmal Gesang.
Dadurch verstehe ich besser und kann mich erinnern. Und
tasten danach. Aber es ist keine Taubheit, die kommt und
geht. Dafür folge ich schon zu lange.
Ich weiß nicht mehr genau wo. An anderer Stelle sagt
man, jemand ist gegangen, um etwas zu holen. Ich stimme
darin überein. Es ist die einzige Möglichkeit.
Fast habe ich es geahnt, beim letzten Mal. Und wie alle, zunächst
gefroren. Es war kein Schnee da. Es standen keine Wolken
davor. Nur Wind, der Schweres leicht macht und Blätter
bewegt. Das habe ich gesehen. Und warum es gegeben ist,
und wozu es verwendet werden muß. Dann war es still.
So still, daß ich aufhörte. Und Nacht. Der Teil
einer einzigen Nacht, dem man nicht ausweichen kann. Nicht
allein dadurch, daß wir berühren und nicht mit der
Stimme, durch die wir berühren. Soviel wir auch bitten
darum. Davon hängt ab, ob es gelingt.
Und die Nacht aufsteigt, offenkundig und wundertief.
Vögel sind mehr in ihrer Nähe, aber undurchdringlich
ist es nicht. Vielleicht Durst. Und auf diese Art kaltes
Wasser. Mehr als einmal habe ich es gesehen. Und dann immer
weiter. Ich würde sogar sagen: Für lange. Ich
muß sagen: Solange ich konnte. Ich habe nichts weggelassen.
Ich habe es bekommen und weitergegeben. Ich bin hinuntergegangen
danach. Erblindet ja, aber nicht wie ein Blinder. Nur das
es geflüstert wird. So langsam wie möglich. Aber
ich habe es nur selten getan, um es nicht wieder zu verlieren,
zum Beispiel. Hand im Fluß, die Wasser zurückhält.
Ich habe davor gesessen. Am Ende weit weg, aber nicht vergeblich.
Ich rufe noch heute.
© Thomas Werk · 1999 |