Thomas  Werk

 

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D i e   H a n d   i m   F l u ß

Dunkel ist der Himmel.
Ich bereite mich vor.
Irrende Schritte, die
getan werden müssen.
Lang, mühsam und gründlich.
Ich verstand mehr, als ich sah
und sah mehr, als ich begreifen kann.
Dann habe ich das Unsichtbare
und Unbegreifliche für tauglich befunden.
Stille.
Das Licht hat mich zuerst verwirrt
und dann war es fort.
Aber ich habe gesucht, was ich nicht habe,
und ohne zu sehen, wohin.
Ich habe nicht geahnt, wem ich gefolgt bin.
Nacht für Nacht.
Und es war kurz und ich mußte ausruhen,
ohne zu siegen.
Licht oder Schatten, Gras oder Stein,
Vogel oder Fisch.
Aber ich bin vorwärts gegangen.
Die Schuhe ein Menschenherz.
Die Hände ein Nest.
Erst schnell und dann langsam.
Zuerst suchen und dann weiterziehen.
Anfang und Ende des Krieges.
In Dunkelheit und dem Sinnen über den Tod.

Angst und Dankbarkeit und
das Erscheinen des Lichtes.
Morgen für Morgen.
Ich habe es gesehen und war wie geblendet.
Ein Neuling.
Ohne Schule.
Ich habe etwas für Liebe gehalten,
das es nicht war.
Und aus mehr Gründen noch
nach Berührungen gesucht.
Es war das erstemal, daß ich
den Schnee von innen sah.
Für viele ist er weiß.
Für den Rest unersetzlich.
Eine Art Brot im Winter.
Für andere kommt er zu spät.
Und manchem ohne Antwort.
Ein plötzlicher Abschied,
ohne erforschten Gesichtsausdruck.
Ich war sehr nahe dran.
Ich war voraus.
Ich war danach.
Und ich habe es kaum erkannt.
Ich habe lange gebraucht.
( Davon später )
Und ich habe WOHIN gesagt.
Ich habe es nie vergessen.

Man sagt, es ist unumgänglich.
Es heißt, dann sieht man
die Fehler ohne Bitterkeit.
Und das Geheimnis.
Ich bleibe dabei.
Ich atme ein und aus.
Nichts, das bleiben kann,
aber alles vereint.
Die Tiefe des Meeres,
wie das gemeinsame Handeln
zwischen Mann und Frau.
Makellos und auf wunderbare Weise
zu uns gekommen.
Und genau befolgt werden muß es.
Winter und Sommer.
Alles vereint.
Mit großer Mühe und durch lange Zeit.
Ich habe gehofft, etwas davon zu finden.
Ich weiß nicht, ob ich etwas gefunden habe.
Alles, was ich aufgegeben und alles,
was gekommen ist, habe ich niemals besessen.
Nicht Feuer, oder den Rauch darum.
Manchmal, und dort, wo ich nichts
finden konnte, habe ich begonnen.
Genau genommen war ich nicht vorbereitet.
Sieht man näher hin, hatte ich wenig Geduld.
Ich habe nicht lange genug gestanden.

Ich war nicht dort.
Ich habe Schmerz für Schmerzen gehalten.
Und irgend etwas für Trost.
Sonderbar.
Erst viel später sah ich warum.
Ich habe nichts aufhalten können.
Obwohl ich sorgsam war.
Ich mußte meine Hand ausstrecken.
Und warten.
Dann war es verschwunden.
Ich bin geblieben.
GEH DAHIN UND FÜRCHTE
NICHT DIE NACHT.
Das haben andere vor mir schon gesagt.
Ich habe nur versucht, es zu finden.
Nur, um noch einmal von vorn anzufangen.
Wie das Gesetz des Windes,
der kein Ende kennt.
Ich habe dafür lange geübt.
Bei ruhigem Wetter und niemals bei Sturm.
Manchmal Gesang.
Dadurch verstehe ich besser
und kann mich erinnern.
Und tasten danach.
Aber es ist keine Taubheit,
die kommt und geht.
Dafür folge ich schon zu lange.

Ich weiß nicht mehr genau wo.
An anderer Stelle sagt man,
jemand ist gegangen, um etwas zu holen.
Ich stimme darin überein.
Es ist die einzige Möglichkeit.
Fast habe ich es geahnt, beim letzten Mal.
Und wie alle, zunächst gefroren.
Es war kein Schnee da.
Es standen keine Wolken davor.
Nur Wind, der Schweres leicht macht
und Blätter bewegt.
Das habe ich gesehen.
Und warum es gegeben ist,
und wozu es verwendet werden muß.
Dann war es still.
So still, daß ich aufhörte.
Und Nacht.
Der Teil einer einzigen Nacht,
dem man nicht ausweichen kann.
Nicht allein dadurch, daß wir berühren
und nicht mit der Stimme, durch die
wir berühren.
Soviel wir auch bitten darum.
Davon hängt ab, ob es gelingt.

Und die Nacht aufsteigt,
offenkundig und wundertief.


Vögel sind mehr in ihrer Nähe,
aber undurchdringlich ist es nicht.
Vielleicht Durst.
Und auf diese Art kaltes Wasser.
Mehr als einmal habe ich es gesehen.
Und dann immer weiter.
Ich würde sogar sagen: Für lange.
Ich muß sagen: Solange ich konnte.
Ich habe nichts weggelassen.
Ich habe es bekommen und
weitergegeben.
Ich bin hinuntergegangen danach.
Erblindet ja, aber nicht wie ein Blinder.
Nur das es geflüstert wird.
So langsam wie möglich.
Aber ich habe es nur selten getan,
um es nicht wieder zu verlieren,
zum Beispiel.
Hand im Fluß, die Wasser zurückhält.
Ich habe davor gesessen.
Am Ende weit weg,
aber nicht vergeblich.
Ich rufe noch heute.

© Thomas Werk  ·  1999